Drechslertreff am 7. April 2017

Kugelrunde Sachen gehören zum Repertoire eines jeden Drechslers. Und die perfekte Kugel soll es sein.
Was sich rein händisch nicht immer und von jedem Drechsler bewerkstelligen lässt.

Abhilfe soll das die Kugeldrehvorrichtung schaffen.
Ob das wirklich einfach und perfekt geht?

Martin zeigte am 7. April das

Kugel drechseln mit der Kugeldrehvorrichtung

 

Achtung Olbernhau!
Der Allgäuer Drechslertreff kommt: Peter hat einen Bus voller Drechselfreunde zusammengestellt und kontrolliert Namen, Adressen und Zustiege. Bis Martin ...

... erschöpft aus seinem Holzlager wieder in der Werkstatt zurück ist. Frische Ulme - Rüster hat er gekauft, sägen lassen und nun ordentlich aufgeleistelt.
Jetzt kann der Abend beginnen!

Martin wird den Einsatz einer Kugeldrehvorrichtung (KDV) zeigen. Zwei Eibenstämme hat er schon vorbereitet, um eine kleine und eine größere Kugel zu drechseln.

Wie immer: Die Werkstatt ist proppenvoll und voller Erwartungen.

Bis unter den Monitor sitzen die Drechselkollegen. Martin deutet eine noch größere Kugel mit seinen Händen an.

Jetzt aber los. Zuerst der Stammabschnitt mit dem stärkeren Durchmesser.

Rundschruppen ...

... den Durchmesser feststellen ...

... und den Äquator auftragen.

Für den Einsatz einer KDV bei größeren Kugeldurchmessern empfiehlt es sich, die Kanten abzutragen und eine grobe Kugelform anzudrehen.

Martin erledigt das schnell und routiniert.

Soweit ist nun der Rohling für den Einsatz der KDV vorbereitet.

Jetzt wird die KDV montiert. Höhe auf die Drechachse der Drechselbank einstellen. Drechachse der KDV genau unter den Äquator der zu drechselnden Kugel.

Dann kann es losgehen. Mit dem Handrad der KDV vorsichtig das Eisen zustellen, von links nach rechts und wieder zurück schwenken und den Span abnehmen.
Wieder etwas zustellen, schwenken, ...

... und so erscheint langsam und sicher eine perfekte Kugel. Die Zapfen lässt Martin an der Kugel nochmal dran, um später das endgültige Runddrehen in zwei Varianten zeigen zu können.

 

Jetzt spannt Martin den kleiner Stammabschnitt ein.

Ohne Rundschruppen setzt er gleich die KDV ein, die er wieder auf halbe Länge des Rohlings eingerichtet hat.

Wie hier schön zu sehen ist, nimmt die KDV die Kanten weg ...

... und wieder zustellen, schwenken, zustellen, schwenken ...

...

...

... bis dann wieder eine perfekte Kugel entstanden ist.

Zu den KDVn lassen sich bei den meisten Anbietern Kunststoffschalen beziehen, mit denen die Kugeln nach dem um 90° verdrehen zwischen den Spitzen gespannt werden sollen.

Die Schwierigkeit dabei ist, dass diese Schalen einen vorbestimmten Innenradius haben, der in der Regeln gar nicht zu der gedrechselten Kugel passen kann.

Deshalb arbeitet Martin mit einem schnell selbst herzustellenden Holzfutter. Einfach in ein Spannfutter eingespannt.

Dann den gewünschten Radius andrehen, so dass die Kugel sicher in Wölbung sitzt.

So ist auf der Reitstockseite nur noch ein ein abgeplattete Spitze notwendig, die den notwendigen Gegendruck erzeugt.

Nun muss wieder die KDV genau auf den Äquator der Kugel eingestellt werden. Der Stahl muss links und rechts exakt an der Kugel anliegen.

Wie man sieht - nicht ganz einfach.

Nochmal per Hand drehen und prüfen, ob alles passt.

Dann kann es losgehen. Wir kennen das ja jetzt schon:

Schwenken, zustellen, schwenken, zustellen ...

... so lange bis wir die (fast) perfekte Kugel gedrechselt haben.

Die Erfahrung zeigt, dass an den Seiten nach dem Umspannen immer wieder ein kleiner Überstand entstehen kann, den man der Einfachheithalber nicht mehr mit der KDV bearbeitet sondern beim Schleifen entfernt.

Mit der kleineren Kugel demonstriert Martin nun seine Methode, den Zapfen abzudrechseln. Zuerst werden die beiden Zapfen abgesägt. Aber ACHTUNG: Nicht dicht an der Kugel sondern mit etwas Abstand, weil sonst ja eine Platte und keine Rundung entstehen würde.

Nun kann mit feinem Span der Zapfen per Hand beseitigt werden. Hier ist wichtig: Vorher wurde die Kugel ja im Langholz bearbeitet. Nun nach der Drehung um 90° befinden wir uns im Querholz.
Also das Eisen von den Seiten zur Mitte führen, um eine schöne Oberfläche zu bekommen!

Mit vorsichtigen Schnitten lässt sich der Zapfen nun entfernen. Hilfreich ist dabei mit gutem Licht vor einem dunklen Hintergrund zu arbeiten. Dadurch lässt sich der Restzapfen immer gut erkennen.

So, gleich ist es soweit ...

... und Martin kann die Kugel ausspannen.

Und hier sind die beiden fertigen Kugeln.

Das Fazit von Martin zu den KDV:

Sie sind praktisch,

wenn man viele Kugeln (mit dem gleichen Durchmesser) herstellen will,
wenn man möglichst perfekte Kugeln benötigt und
wenn man wenig Übung im Kugel drechseln hat.

Mit zunehmender Übung kann man jedoch die Kugeln auch frei Hand sehr schön drechseln und vor allem schneller als mit einer KDV.

Wie immer bei unserem Stammtsich:
Angeregte Fachgespräche.

Respektvolles Bewundern.

Gemeinsames Begutachten.

Überraschtes In-die-Kamera-blicken.

Die Ausstellung begreifen.

Unglaubliche Geschichten erzählen.

Sich engagiert austauschen!

Ein frühlingshafter Allgäuer Drechslertreff geht zu Ende.

 

(c) Die Rechte an den Fotos liegen bei Reinhold Feistenauer und Luggi Schafroth.

 

Letzte Aktualisierung - 10. April 2017